Schultheater der Länder: Was ist das überhaupt?
Das „Schultheater der Länder“ (SDL) ist europaweit eines der größten Festivals im Bereich des Theaters in der Schule. Es ist ein Arbeitstreffen für und mit Schultheatergruppen aus ganz Deutschland, das im jährlichen Wechsel in einem anderen Bundesland stattfindet und sich in jedem Jahr einem anderen Themenschwerpunkt widmet. Begleitet wird das SDL stets von einem auf das jeweilige Thema bezogenen Rahmenprogramm mit Aufführungsgesprächen, Werkstätten und Festivalberichten.
Im Mittelpunkt steht hier eine wissenschaftlich hochkarätig besetzte Fachtagung, deren Ergebnisse in Form von theatertheoretischen, didaktischen und methodischen Leitartikeln neben exemplarischen Stückbesprechungen und praktischen Spielvorlagen Eingang in die ausführliche, schriftliche Dokumentation des Festivals finden. Ziel des SDL ist die differenzierte Weiterentwicklung des Faches Theater in Theorie und Praxis sowie dessen Verankerung in allen allgemeinbildenden Schulen der Bundesrepublik. Damit unterstreicht das SDL nicht nur die Bedeutung des Theaters für die Kulturelle Bildung, sondern setzt auch entscheidende Impulse zur Stärkung der Position und Qualität der ästhetisch-kreativen Fächer im Allgemeinen.
Die Entstehung des Festivals
Auf eine Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaft für das Darstellende Spiel in der Schule e. V. (heute: Bundesverband Theater in Schulen e. V. – BVTS) und der Körber-Stiftung Hamburg hin wurde das SDL 1985 zum ersten Mal veranstaltet. Gedacht als ein überregionales Begegnungs- und Fachforum für Schultheater sollte es theoretische Fragestellungen auf Grundlage von Praxisbeispielen diskutieren. Darüber hinaus galt es, das Netzwerk „Schultheater“ über die Grenzen der Bundesländer hinweg auf- bzw. auszubauen und für Schülertheatergruppen eine Möglichkeit des bundesweiten Austausches zu schaffen.
Das erste Schultheater der Länder fand über vier Tage auf dem Gelände der Kampnagel-Fabrik in Hamburg statt. Alle elf Bundesländer waren damals mit einer Gruppe vertreten und zeigten unter dem Motto „Schultheater trifft Freies Theater“ ihre Produktionen. Daneben gab es Fachgespräche und Werkstätten – Elemente, die sich in der Struktur aller späteren Treffen immer wieder finden.
Standen in den ersten Jahren v. a. formale Schwerpunkte (Schultheater und Musik, körperorientiertes Theater, Eigenproduktionen, literarische Vorlagen, Maskenspiel etc.) im Mittelpunkt, wurde seit Anfang der 90er Jahre die Aufmerksamkeit verstärkt auf innovative und gesamtgesellschaftlich-politische Inhalte gelenkt (Schultheater und Politik, Schultheater und Schulkultur, Neue Medien etc.).
1991 konnte zum ersten Mal eine Gruppe aus den neuen Bundesländern begrüßt werden; 1994 waren dann erstmals alle fünf neuen Bundesländer vertreten. Im Jahr 2002 hatte das Schultheater der Länder seine erste Rundreise durch die Bundesrepublik beendet.
Im Jahr 2009 feierte der Bundesverband Theater in Schulen gemeinsam mit dter Körber-Stiftung das 25jährige Jubiläum des SDL in Hamburg. Zwei Jahre später kündigte die Stiftung an, dass infolge einer grundsätzlichen Umstrukturierung und Konzentration auf den Sektor der politischen Bildung die Förderung des SDL und des Schultheaters mit dem Jahr 2013 eingestellt werden müsse. Mit dem Einstieg der Stiftung Mercator bereits 2012 fand sich jedoch ein neuer Förderer, der ab dem folgenden Jahr den Weiterbestand des Festivals sicherte. Nach dem SDL 2016 in Thüringen hat die Stiftung Mercator die Förderung bis 2019 verlängert. Ab 2019 soll das Festival auf eigenen Beinen stehen.